Bio Labels in der Textilindustrie - eine Übersicht | Uaul da teila

Bio, nachhaltig und fair? Was bedeuten diese Labels eigentlich genau?

Bio, nachhaltig und fair? Was bedeuten diese Labels eigentlich genau?

Bestimmt hast du dir auch schon Gedanken gemacht darüber, wie biologisch, nachhaltig oder sozialverträglich deine Stoffe oder Kleider hergestellt werden. Mich beschäftigt das Thema sehr, denn immerhin ist die Textilindustrie eine der grössten Umweltverschmutzer und Millionen von Arbeiterinnen und Arbeitern arbeiten in dieser Branche - und nicht alle zu guten Bedingungen.

Doch zum Glück machen sich sehr viele Leute Gedanken zu diesem Thema und es ist schon ganz viel passiert in der Textilindustrie. Immer mehr Betriebe und Marken achten auf eine umwelt- und sozialverträgliche Produktion. Denn auch immer mehr Endkonsumentinnen, wie du und ich, fordern, dass bei der Herstellung von Produkten auf die Umwelt und die Menschen geachtet wird. Ganz zu Recht, wie ich finde!

Deshalb bietet dir der Stoffwald die Möglichkeit, Produkte zu finden, die gewissen Labels (oder Gütesiegeln) entsprechen. Bei den meisten Kategorien gibt es den Filter "Label", mit welchem du eben nach diesen "Labeln" filtern kannst, zum Beispiel GOTS oder Öko-Tex 100.

Doch es gibt so viele Labels, dass es einen ganz schön verwirren kann! Deshalb habe ich dir hier die wichtigsten Label der Textilindustrie zusammengesucht und erkläre, was sie bedeuten. Damit du entscheiden kannst, welche Produkte zu kaufen möchtest!

Gütesiegel in der Textilindustrie sind insbesondere wichtig, um soziale und ökologische Qualitätsstandards oder Mindestanforderungen an ein Produkt zu definieren. Hierbei geht es nicht nur um Umweltfaktoren, welche innerhalb der Textilindustrie eine besonders große Rolle spielen, sondern auch um die Verträglichkeit auf der Haut sowie mögliche gesundheitlichen Risiken für den Menschen.

Große Vielfalt an Gütesiegeln

Es gibt eine große Vielfalt an Textil-Gutesiegeln, welche allesamt eine ökologische und/oder nachhaltige Produktion versprechen. Allerdings sind die Standards der einzelnen Gütesiegel sehr unterschiedlich und verwirrend, deshalb bringen wir mit diesem Blog-Beitrag Licht ins Dunkel und stellen dir die wichtigsten Gütesiegel vor. Eine Übersicht über weitere Labels findest du hier.

Ist "Bio" oder "Öko" automatisch gut?

Der Begriff "Öko" oder "Bio" bedeutet nicht immer automatisch, dass die Materialien komplett ökologischen oder nachhaltigem Ursprungs sind, sondern vielmehr, dass sie eben den durch das jeweilige Gütesiegel definierten Mindeststandards entsprechen. Oft ist die Verwendung von bestimmten Farbstoffen, Schwermetallen oder weiteren Chemikalien nicht nur gesundheitsschädlich für den Endkunden, sondern auch für die Arbeiterinnen der Textilindustrie und die Umwelt. Deshalb verbieten die meisten Labels die Verwendung solcher Chemikalien. Zusätzlich ist auch die sogenannte “Kreislaufwirtschaft” (separater Artikel - Recycling) ein wichtiger Bestandteil in der Produktion von Textilien.

Die wichtigsten Güte-Siegel in der Textilindustrie

Die vier von Greenpeace hervorgehobenen Siegel sind:

  1. GOTS - Global Organic Textile Standard
  2. Oeko-Tex 100
  3. IVN Best - Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft
  4. FWF - Fair Wear Foundation

GOTS - Global Organic Textile Standard

Arbeitsbedingungen und Materialien werden auf Nachhaltigkeit geprüft. Das GOTS wird als eins der zuverlässigsten Siegel betrachtet und kann als gute Orientierung betrachtet werden. Konkret kontrollieren die Auditoren folgende Kriterien:

  • Biologische Fasern: Ein Textilprodukt mit dem GOTS Label muss zu mindestens 95% aus zertifizierten biologischen Fasern bestehen. Biologische Faser bedeutet, dass keine synthethischen Pestizide, Insektizide oder Herbizide und keine genetisch veränderte Organismen beim Anbau dieser Fasern verwendet worden sind. Biologische Landwirtschaft im Sinne von GOTS schützt das Ökosystem Erde und Menschen. 
  • Ökologische und soziale Kriterien bei der Verarbeitung: Bei GOTS zertifizierten Textilien wird auch der Verarbeitungsprozess genau angeschaut. Dabei werden chemische Mittel bei der Verarbeitung ebenso berücksichtigt wie die soziale/ethische Zusammenarbeit mit den Arbeiterinnen in der Textilindustrie. 
  • Gesamte Wertschöpfungskette: Angeschaut wird die gesamte (und oft sehr lange!) Wertschöpfungskette in der Textilindustrie vom Anbau der Baumwoll-Pflanzen über das Spinnen der Fasern, Färben, Weben, Drucken bis zur Verarbeitung inklusive Verpackung, Etikettierung und Logistik.
  • Unabhängige Überprüfung: Die GOTS-Zertifizierung erhält nur, wer sich durch unabhängige Kontrolleure überprüfen lässt.

Zur Website des GOTS gehts hier lang.

Ökotex 100 - Schadstofffreie Textilien

Stoffe und Textilien, die Ökotex 100 zertifiziert sind, sind 100% schadstofffrei, also gesundheitlich unbedenklich. Überprüft werden zahlreiche Substanzen, die für den Menschen gesundheitsschädigend sein könnten, wie zum Beispiel Chrom V. Dabei geht die Prüfung vielfach über die gesetzlichen Bestimmungen (in einigen Ländern) hinaus. Überprüft werden die Textilien von unabhängigen Instituten.

Die Standards von Ökotex 100 sind streng und weltweit einheitlich - also ganz egal ob der Stoff in Bangladesch oder in der Schweiz produziert wird: Es gelten die selben, strengen Kriterien. Über die Ökotex 100 Zertifikatsnummer kann jeder Endverbraucher kontrollieren, ob das Zertifikat gültig ist.

Zur Website von Oekotex 100 geht's hier lang.

Made in Green by Oeko-Tex

Materialien, welche unter diesem Siegel stehen, unterliegen dem Sustainable Production Programm, das heisst, es müssen Mindestanforderungen im Bereich Arbeitssicherheit und Qualitätsmanagement erfüllt werden. Konkret bedeutet "Made in Green by Oeko-Tex", dass der Stoff/das Textilprodukt

  • aus schadstoffgeprüften Materialien 
  • in umweltfreundlichen Betrieben und
  • an sicheren und sozialverträglichen Arbeitsplätzen produziert wurde.

Mehr über "Made in Green" von Oekotex 100 findest du hier

 

GOTS und Ökotex 100 sind die wichtigsten und am häufigsten verwendeten Gütesiegel für Stoffe. Weitere wichtige Standards, die aber vor allem von der Bekleidungsindustrie verwendet werden, stelle ich dir hier vor:

 

IVN Best - Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft

Rein natürliche Materialien

Bei IVN Best geht es in erster Linie um rein natürliche Materialien. IVN Best legt besonderen Wert auf die Fasern, aus welchen Textilien hergestellt werden. Diese müssen zu 100% aus Naturfasern bestehen, die aus kontrollierte biologischem Anbau (kbA) oder kontrolliert biologischer Tierhaltung (kbT) stammen. Synthetische Fasern, die viele Textilien mit tollen Eigenschaften veredeln, wie zum Beispiel Elastizität oder Formstabilität, sind nur unter bestimmten Voraussetzungen zulässig.

IVN Best macht sehr genaue Vorschriften, welche Substanzen beim Anbau und Verarbeiten der Naturfasern verwendet werden dürfen und zwar bei den folgenden Verarbeitungsschritten:

  • Fasergewinnung
  • Spinnen, waschen und zwirnen
  • Weben/Stricken/Filzen
  • Veredelung
  • Färben/Bedrucken
  • Konfektionierung von Bekleidung
  • Logistik

Bei der Konfektionierung wird des Weiteren darauf geachtet, dass auch hier fast ausschliesslich natürliche Materialien verwendet werden, zum Beispiel Holzknöpfe oder Metall-Druckknöpfe. Schlussendlich geht's in der Logistik darum, die Produkte vor anderen Umwelteinflüssen zu schützen und klar zu kennzeichnen. Ausserdem soll die Verpackung möglichst resourcenschonend sein.

Sozialstandards

Bei sämtlichen Verarbeitungsschritten müssen verlässliche Sozialstandards eingehalten werden, die durch die unabhängige Organisation International Labor Organization (ILO) überprüft werden.

 Zur Website vom IVN.

FWF - Fair Wear Foundation

Bei der Fair Wear Foundation (zu Deutsch: der "gerechten Bekleidungs Stiftung") liegt der Fokus auf sozialverträglichen Arbeits- aber auch Lebensbedingungen der Internationalen Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen und des UN-Kommissariats für Menschenrechte, allerdings beinhaltet das Siegel keine Bedingungen an eine umweltbewusste Produktion.

Die 8 Standards der Fair Wear Foundation sind:

  1. Keine Zwangsarbeit
  2. Keine Diskriminierung am Arbeitsplatz
  3. Keine Kinderarbeit
  4. Vereinigungsfreiheit
  5. Existenzsichernde Löhne
  6. Keine überhöht langen Arbeitszeiten
  7. Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen
  8. Rechtskräftige Arbeitsverträge
  9. Umsetzung und Transparenz

Zur Website der Fair Wear Foundation.

Weitere Gütesiegel der Textilindustrie

Weitere Gütesiegel, die sich im mittleren und unteren Bereich befinden, sind die folgenden:

  • Cradle to Cradle - Produkte sollen keinerlei bzw. den geringstmöglichen "Waste" verursachen, es soll also während der Produktion so wenig wie möglich verschwendet werden
  • Der Blaue Engel - Hat sich in der Textilbranche nicht ausreichend durchgesetzt
  • UE-Ecolabel - Das Europäische Umweltzeichen zertifiziert Produkte des täglichen Bedarfs, hierbei mit dem Fokus auf Klimaschutz, unter anderem auch Textilien. 
  • Fairtrade (Certified Cotton) - Hierbei steht der Schutz der Arbeiter und Arbeiterinnen im Vordergrund, zum Beispiel Mindestlöhne und Arbeitsschutz. Im Fall zertifizierter Baumwolle sind bei der Herstellung der Stoffe keine Pestizide erlaubt. 
  • Grüner Knopf - Erstes staatliches Textilsiegel in Deutschland. Insofern die Produkte durch das GOTS zertifiziert sind, müssen sie nicht überprüft werden.

 

So, nun raucht dir bestimmt der Kopf nach diesem langen Artikel - aber ich hoffe, ich konnte etwas Klarheit schaffen für dich! Nun kannst du in Zukunft bewusst einkaufen und die Filter im Stoffwald nutzen!

 

Es grüsst dich,

Esther, Gründerin von Stoffwald

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